Stapelholm
Die Landschaft Stapelholm liegt zwischen drei Flüssen: Im Süden grenzt die Eider gegen Dithmarschen, im Nordwesten die Treene gegen Nordfriesland und im Nordosten die Sorge gegen den Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Die Stapelholmer Tanz- und Trachtengruppe gibt es seit 1974.
Frauentracht
Die Frauentracht besteht aus einem Beiderwandrock, einer Schürze, einer Weste oder Jacke, dem Leinenoberhemd und der seidenen Haube, beziehungsweise dem „Holmer Hut“. Nach aktuellen Recherchen wird zur Tracht zukünftig wieder ein seidenes Schultertuch, das so genannte „Adlertuch“ getragen, welches in ganz Schleswig-Holstein bekannt war.
Röcke: Der Rock der Stapelholmerin ist aus Beiderwand gefertigt. Die Bezeichnung rührte ursprünglich von den Vorhängen der Alkoven (Schrankbetten) mit meist biblischen Szenen, die durch die Webart von beiden Seiten in umgekehrter Farbgebung betrachtet und genutzt werden konnten. Später wurde der Begriff in die Trachtenwelt transportiert, weil die handgewebten Rockstoffe ebenfalls von beiden Seiten nahezu gleich aussahen und zudem die Leinenkette mit dem Wollschuss aus zweierlei Werkstoffen bestand. Die Röcke weisen meist ein schmales weißes Streifenmuster auf, das in die Grundfarben blau, grün, rotbraun, braun und schwarz und deren Nuancen eingewebt wird. Die Webbreite ergibt die Rocklänge, indem der Stoff horizontal verarbeitet wird. Die Röcke werden im unteren Drittel mit zwei unterschiedlich breiten, der Rockfarbe entsprechendem Samtstreifen verziert. Innen beziehungsweise am Saum werden die Röcke von einer Stoßkante und einer Wolltresse gesichert. Im Bund legt man die Röcke in Falten und näht sie an ein schmales Queder. Zum Verschluss dienen Haken und Ösen.
Schürzen: An Sonn- und Feiertagen werden weiße Schürzen getragen, die mit Spitzen, Hardangerarbeit oder Lochstickerei verziert sind. Die weißen Schürzen sind aus Leinenbatist oder Baumwolle gearbeitet und es wird sehr viel Fertigkeit in die Stickereien gegeben. Zudem trägt die Stapelholmerin eine farbige Seidenschürze, die in feine Falten gelegt wird und an ein schmales Queder genäht ist. Die Schürzen werden im Rücken mit einer Schleife gebunden. Am Alltag oder zur Arbeit werden farbige, meist blaue oder blau gestreifte Schürzen getragen und auch grobes Sackleinen kommt bei den täglichen Schürzen zur Anwendung.
Weste: Die nach einem simplen Schnitt gefertigte Weste ist stets von gleicher Farbe wie der Rock und wird vorn mit einfachen Knöpfen geschlossen. Sie reicht etwas über die Hüften herab und verdeckt den Rockbund. Darüber wird dann die Schürze gebunden. Andere Westen werden durch eine verdeckte Schnürung und Nadeln geschlossen.
Jacke: Seit jüngster Zeit wird zur Frauentracht in Stapelholm wieder eine Jacke mit langen Ärmeln getragen. Diese Jacke konnte aufgrund neuester Forschungen der Stapelholmer Tanz- und Trachtengruppe rekonstruiert werden. Diese Jacken sind in ihrer Form Abbilder der biedermeierlichen Damenmode auf dem Lande aus der Zeit um 1840 bis 1860. Sie sind am Ausschnitt und den „Puffärmeln“ mit Samtbändern verziert. Vergleichbare Jacken werden in allen Regionen Schleswig- Holsteins getragen. Sie sind aus Seide, Tuchstoffen, Baumwolle oder Kattun gearbeitet und meist mit einem Leinenfutter versehen. Zum Ausgang bei kühler Witterung wird ein Umschlagtuch, beziehungsweise ein Umhang getragen.
Oberhemd: Das Oberhemd der Frauentracht ist aus Leinen oder Baumwolle gefertigt. Die weißen Hemdärmel geben der Tracht mit der Weste ein frisches, freundliches Aussehen, während sie bei der Tracht mit der Jacke unter den langen Ärmeln verschwinden.
Haube: Die ebenfalls nach neuen Erkenntnissen rekonstruierte Haube ist aus Seide gearbeitet und von querovaler Form. Die Grundform ist aus starkem Rupfen, welcher mittels Kleister formbar gemacht wird, dann in die gewünschte Form gebracht wird und getrocknet die Haubengrundform ergibt. Innen ist die Haube mit Leinen gefüttert. Die Außenseite ist mit farbiger Seide und mit Spitze besetzt. In der Mitte der Haube ist ein viereckiger „Mützenfleck“ mit Perlen- oder Gold- und Silberstickerei verziert. Die Haube wird unter dem Kinn mit dünnen Baumwollbändern verschlossen und zwei breite broschierte Seidenbänder hängen seitlich über den Rücken der Trägerin herab.
Schultertuch: Am Festtage werden in Stapelholm seidene Tücher getragen. Es handelt sich hier um das „Adlertuch“ ein 80 mal 80 cm großes fransenloses Tuch, das in seiner Grundfarbe rot, grün oder blau, über ein andersfarbiges Randmuster aus eingewebten Rosen und Zweigen verfügt und in dessen Ecken ein Doppeladlermotiv eingewebt ist. Aus dem 19. Jahrhundert sind auch Baumwolltücher überliefert.
Holmer Hut: Der flache, hinten aufgewölbte Strohhut ist das Marken- und Erkennungszeichen der Stapelholmer Tanz- und Trachtengruppe. In Schleswig-Holstein gab es im 19. Jahrhundert eine umfangreiche Strohhutproduktion. In den meisten Regionen gerieten diese Hüte aber in Vergessenheit, weil sie selbstverständlich bei der Feldarbeit aufgetragen wurden. Nicht aber in Stapelholm, wo der „Holmer Hut“ in Bilddokumenten und sogar im Landesmuseum zu Schleswig noch im Original erhalten ist.
Männertracht
Die Stapelholmer Männertracht wurde nach einer alten Tracht rekonstruiert, die man 1970 in einer Truhe in Erfde gefunden hat. Sie besteht aus einer hellen Kniebundhose, einer roten Weste, einem Leinenoberhemd, dem Halstuch und weißen Strümpfen. Zum Ausgang tragen die Stapelholmer Männer einen Zylinder und einen Gehrock.
Hose: Es wird eine helle Kniebundhose wie allgemein auf dem Lande üblich getragen. Derartige Hosen waren in früheren Zeiten aus Hirschleder gefertigt und oft waren die hellen Hosen der Jugend vorbehalten. An Sonn- oder Feiertagen werden weiße Strümpfe und schwarze Schuhe zur Tracht getragen.
Weste: Die Stapelholmer Weste ist hoch geschlossen und hat keinen Kragen oder Revers. Sie ist mit zwei Reihen Silberknöpfen versehen und aus rotem Baumwollstoff gearbeitet. Der Grundschnitt der Westen, ohne Revers und Kragen, ist der bürgerlichen Rokokomode des 18. Jahrhunderts entnommen.
Hemd: Das Oberhemd ist aus weißem Leinen in der klassischen Schlupfform mit Schulter und Achselkeil gefertigt. Der hemdschlitz wird mit Knöpfen geschlossen und das Hemd verfügt über einen schmalen Stehkragen, in dem ein schwarzes seidenes Halstuch getragen wird.
Gehrock: Durch städtischen Einfluss und Militärdienst, zum Beispiel in Kopenhagen, setzte sich ein Mantel beziehungsweise der Gehrock der Biedermeierzeit in der ländlichen Mode bereits um 1820 durch. Die Männertrachten wurden schneller der bürgerlichen Mode angepasst als die Frauentrachten und so wurden die Mäntel oder Gehröcke fester Bestandteil der Männertrachten. Diese Mäntel waren in der Regel aus blauen oder schwarzen Tuchastoffen gefertigt.
Zylinder: Ähnlich wie bei den Mänteln setzte sich der Zylinder als modisch orientiertes Accessoire in den Männertrachten durch, während in anderen Regionen der Dreispitz als Kopfbedeckung aus dem 18. Jahrhundert in die Trachten übernommen wurde.
Kindertracht
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